Hunde, die beißen, können alle Pfötchen geben

Was für eine Headline diesen Monat! Schockiert sie Dich? Belächelst Du die Aussage? Oder weißt Du sogar, dass es stimmt?

Was bedeutet das?

In meiner Arbeit mit Hundebesitzern treffe ich immer wieder Menschen, deren Hunde sie bereits gebissen haben. Manchmal war es nur ein Abschnappen aus Abwehr. Manchmal war es ein bewusster Angriff zur Durchsetzung. Manchmal war es nur ein blauer Fleck. Manchmal eine Schramme. Und manchmal wurde ernsthaft genäht und behandelt. Was hatten all diese Fälle gemeinsam? Jeder dieser Hundebesitzer sagte mir, dass der Hund ansonsten total gut „mitarbeitet“ und viele Kommandos und Tricks super funktionieren. Aber wie kann das sein? Dass ein Hund auf der einen Seite „sehr gut hört“ und auf der anderen Seite das absolute No-Go anwendet, indem er beißt?

Beziehung versus Tricks

Schauen wir an dieser Stelle auf die dahinter liegende Motivation und den Grundstein der Hund-Mensch-Beziehung. Tricks und Training werden in der Regel mit dem Hund konditioniert. Der Hund lernt: wenn ich das mache, bekomme ich etwas dafür. Seine Motivation ist somit eine Belohnung, und dafür ist er bereit, etwas für uns zu tun. Sich hinsetzen für ein Leckerchen? Na klar. Rückruf für Jackpot? Warum nicht. Pfötchen geben für ein Goodie? Unbedingt. Beim Thema „Aus“ geht es dann oftmals nur als Tauschgeschäft und hier höre ich immer wieder von Trainern, dass der angebotene Tausch möglichst hochwertig sein muss. Was passiert hier also? Es geht keineswegs um die Frage, ob der Hund auf uns hört. Es geht vielmehr um die Tatsache, dass der Hund bereit ist, etwas zu tun, wenn ihm die Belohnung gefällt. Und wenn sie ihm nicht gefällt, dann macht er es halt nicht. Es ist seine Entscheidung.

Situationen, in denen Hunde gebissen haben, waren in der Regel auch keine der oben genannten Trick- und Trainingsmomente. Nein. Hier ging es um alltägliches Miteinander. Vielleicht wollte Frauchen dem Hund den Kauknochen wegnehmen, weil er schon Zahnfleischbluten hatte – zu Recht also. Aber der Hund wollte es nicht hergeben und hat es mit Beißen verteidigt. Oder es klingelt an der Tür, Besuch kommt und Frauchen hindert den Hund daran, zur Tür zu gehen. In diesem Moment setzt sich der Hund durch und beißt Frauchen einfach in den Hintern. Von derartigen Momenten gibt es viele. Diese Momente haben eins gemeinsam: Der Hund akzeptiert die Entscheidung seines Menschen nicht. Der Hund trifft seine eigene Entscheidung.

Vertrauen und Akzeptanz

Was ist also der einschlägige Aspekt von Vertrauen und Akzeptanz? Aus meiner Sicht geht es nicht um Training, nicht um Belohnung, sondern um Regeln und Grenzen. Wie in jeder Beziehung zwischen Menschen hat jeder individuelle Grenzen. Jeder hat seinen ganz persönlichen (Schutz-) Raum, den er bewahrt haben möchte. Jeder hat eigene Bedürfnisse. Warum sollte das in der Beziehung zwischen Mensch und Hund anders sein? Dafür müssen wir unserem Hund diese Regeln und Grenzen jedoch erst einmal beibringen. Wir müssen Diskussionen bis zum Ende führen und unsere Grenzen durchsetzen. Wir müssen auch mal Nein sagen zum Spielen oder Nein zum Kuscheln. Wir müssen unserem Hund beibringen, dass er nicht immer sofort alles bekommt, was er gerade möchte. Und nicht nur das: Wir müssen unserem Hund beibringen, dass er gewisse Dinge auch mal gar nicht bekommt. Und das führt zu Frust. Und den muss unser Hund kennenlernen und aushalten lernen. Denn nur dann kann er unsere Entscheidungen akzeptieren.

Entschlossenheit macht uns zum Vorbild

Erst wenn unser Hund lernt, dass wir tun, was wir sagen, fängt er an zu uns aufzusehen. Er versteht, dass wir verlässlich sind. Er beginnt uns zu vertrauen, weil er uns als starken Partner an seiner Seite wahrnimmt. Und auf einmal stellen wir fest, dass Grenzen unsere Beziehung gefördert haben. Und auf einmal ist Beißen keine Option mehr. Völlig unabhängig davon, welche Tricks Dein Hund kann.

Was kannst Du nun tun?

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Wenn Du einen Hund hast, der Dich durchaus ernsthaft anknurrt, nach Dir schnappt, oder sogar schon gebissen hat, dann reflektiere heute ganz genau folgende 3 Aspekte:

  • Wie oft muss mein Hund im Alltag Frust aushalten, indem er etwas nicht bekommt, was er gerne möchte (gar nicht, auch nicht später)?
  • Wie oft muss mein Hund warten, damit sein Bedürfnis von mir erfüllt wird (gilt nicht nur für das Warten, bis es Futter gibt)?
  • Wie fühle ich mich dabei, wenn ich dem Bedürfnis meines Hundes nicht sofort nachkomme? Habe ich ein schlechtes Gewissen dabei?

Wenn Dich Deine Antworten auf die drei Fragen gerade herausfordern, ist das völlig normal. Du bist damit nicht allein. Bestimmt kann mein Coaching Club für Hundebesitzer (DOCC) Dir dabei helfen. HIER bekommst Du mehr Infos und Hilfestellung.

Alles Gute für Dich und Deinen Hund,

Deine Barbara

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Barbara Nowak - Expertin für Mensch und Hund

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