In der theoretischen Definition stehen Affirmationen für „eine bejahende und zustimmende Haltung und werden in Verbindung mit neuen positiven Glaubenssätzen eingesetzt. Sie geben eine Einschätzung dir selbst gegenüber wieder und werden immer als Ich-Aussage formuliert.“ Soweit die Definition, aber wie genau funktioniert das in der Praxis? Schon vor vielen Jahren gab es vor allem in der Coaching-Szene einen großen Hype um Affirmationen. Es ist die Auffassung, dass ich eine gewünschte innere Haltung erlange, indem ich mir mein Ziel immer und immer wieder selbst aufsage. Wenn mir also beispielsweise Durchsetzungskraft fehlt, formuliere ich eine Affirmation wie: Ich setze mich durch. Diesen Satz sage ich dann so oft ich kann täglich auf. Ich kann ihn denken, ich kann ich flüstern, ich kann ich schreien. Allein der wiederholte Gedanke daran zählt.
Jeder nutzt es
Wir kennen Affirmationen auch aus der Politik und Werbung. „Wir schaffen das“ ist ebenfalls eine Affirmation. Aber funktioniert das wirklich? Ich tue so, als wäre ich etwas und schwups, bin ich es? Ganz so einfach ist das leider nicht. Und ich gehe sogar noch einen Schritt weiter: Affirmationen können genau das Gegenteil hervorrufen, wenn wir dabei unsere Emotionen vernachlässigen.
Druck erzeugt Gegendruck
Bleiben wir beim Beispiel Durchsetzungskraft. Stell dir vor, es fällt dir total schwer dich durchzusetzen. Jedes Mal, wenn es einen Konflikt gibt und du andere Bedürfnisse als dein Gegenüber hast, merkst du wie es für dich unangenehm wird. Du würdest dich gern für deine eigenen Bedürfnisse einsetzen und einfach mal Nein sagen. Aber dann würdest du damit jemanden verletzen oder sogar böse auf dich machen. Und das willst du noch weniger. Also steckst du deine eigenen Wünsche zurück und handelst, wie du es immer tust: Du gibst nach. Gleiches gilt für den Umgang mit deinem Hund. Er tanzt dir mal wieder auf der Nase rum und egal wie sehr du dich anstrengst, er hört damit einfach nicht auf und du gibst irgendwann auf. In beiden Situationen erzeugt dein Nachgeben, dein Scheitern, eine oder mehrere Emotionen in dir. In diesem Beispiel könnte es Wut oder auch Trauer sein. Beide Emotionen sind die Konsequenz deiner fehlenden Durchsetzungskraft und beide Emotionen fühlen sich ziemlich schlecht an. Und nun stell dir vor, du würdest dir 100-mal am Tag sagen: „Ich setze mich durch.“ Dann gehst du folgendes Risiko ein: Jedes Mal, wenn du es sagst, triggerst du damit auch deine innere Emotion von Wut und Trauer. Denn die beiden wissen genau, dass du es nicht kannst. Und weil du diesen Trigger merkst, sagst du den Satz noch vehementer auf, sagst ihn lauter und mit starker Stimme. So als müsstest du deinen Emotionen beweisen, dass du es doch kannst! Rate mal, was dadurch mit deinen Emotionen passiert? Auch sie werden stärker, denn Druck erzeugt immer auch Gegendruck.
Es kommt drauf an
Wann also sind Affirmationen sinnvoll und wann nicht? Diese Frage habe ich mir oft gestellt und mit vielen Trainern und Coaches diskutiert. Ich komme zu folgendem Entschluss: Affirmationen sind dann ein gutes Hilfsmittel, wenn ich keine übersteuernden Emotionen in mir trage, die dadurch getriggert werden und als Konsequenz wachsen. Und in dieser Antwort liegt leider auch der Hund begraben, denn die meisten Menschen kennen ihre übersteuernden Emotionen nicht bewusst. Deshalb rate ich pauschal von derartigen Affirmationen ab. Gleichzeitig gibt es einen hervorragenden Weg, wie ich Affirmationen trotzdem völlig risikofrei nutzen kann. Ich muss sie an positive Emotionen knüpfen.
Affirmation + Emotion = Lösung
Tatsache ist, dass es irgendwann in deinem Leben bereits einen Moment gab, in dem du dich durchgesetzt hast. Ein Moment, in welchem du deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse geäußert hast und nicht sofort nachgegeben hast. Dieser Moment, diese Erinnerung steckt bereits in dir, sodass dein Körper durchaus weiß, wie es sich anfühlt sich durchzusetzen. Deine Aufgabe ist es, dich an diesen Moment zu erinnern. Vielleicht musst du dafür sogar bis ins jüngste Alter zurückgehen, vielleicht findest du auch einen Moment, der nicht so weit weg ist. Aber du brauchst mindestens diesen einen Moment. Erinnere dich an diese Situation zurück und spüre körperlich, wie es sich damals anfühlte, deine eigenen Bedürfnisse zu äußern. Hat es ein Kribbeln in dir verursacht? War dir dabei ganz warm? Hast du anschließend gestrahlt, weil du so stolz auf dich warst? Erinnere dich an jedes Details. Denn dieser Moment ist keine Affirmation. Dieser Moment ist real und damit steckt auch die Ressource von Durchsetzungskraft bereits tief in dir. Wenn du nun die Affirmation „Ich setze mich durch“ täglich vor dir hersagst, denkst du dabei genau an diesen Moment in deiner Erinnerung. Du verknüpfst die Affirmation mit dem Gefühl, das du von Durchsetzungskraft bereits kennst. Jetzt greift dein Gehirn bewusst auf deine positive Emotion von Stolz zurück, anstatt die negativen Emotionen Wut und Trauer zu triggern. Jetzt macht die Affirmation absolut Sinn und kann dich bei deiner Veränderung unterstützen.
Ich finde keinen Moment
Mit Emotionen zu arbeiten ist den meisten Menschen fremd. Das haben wir in der Regel nicht gelernt und finden deshalb vielleicht nicht sofort einen Zugang dazu. Sollte das bei dir der Fall sein, mach dir keine Sorgen. Sei geduldig mit dir und teste es an verschiedenen Orten und in verschiedenen Momenten. Die Grundlage ist immer Ruhe und Entspannung, denn mit Druck und Hektik weißt du ja, was du von deinem Gehirn zurückbekommst: Gegendruck. Viele Menschen müssen hier auch gezielt angeleitet werden und durch ihre Erinnerungen und Emotionen geführt werden. Das passiert bestenfalls im Einzelcoaching. Wenn ich dich hier unterstützen kann, vereinbare gerne ein kostenloses Telefonat mit mir unter: barbaranowak.de
Und nun komm ins Tun! Welche Affirmation möchtest du an eine Emotion knüpfen?
Bis ganz bald,
Deine Barbara